Fashion Week Berlin Tagebuch und Polar Lights Look

Wer hätte je ahnen können, dass ich mal in der dritten Reihe einer Fashion Show neben Journalisten und Einkäufern großer Kaufhäuser sitze?
Ich wohl am wenigsten. Der letzten GLOW in Berlin sei Dank habe ich bei Paperblanks diese Gelegenheit gewonnen und zumindest zum Teil wahrgenommen - es wurde nur ein Tagesausflug in das Dicke B, Rom an der Spree, weil am Tor zu Ostfriesland meine Prüfungen bevorstehen. Youtube und Bloggen ist zwar mein Herzblut, aber dieses Studium ist mein wahr gewordener Traum, daher siegt die Emsigkeit, die Karteikarten und Bibliographien zukleistert. Und mein Paper hatte es auch noch nötig, dass ich m Mittwoch und Donnerstag arbeite.



Es begann um 4 Uhr morgens, den Tag zuvor hatte ich die Haare gesalbt und geölt, mit Lush geschrubbt und gecremt und mich herausgeputzt wie zuletzt zu meiner Hochzeit. Dass ich vegan und zuckerfrei lebe und zudem viel Kräutertee trinke, tut sein übriges - Haut strahlt wie ein Babypopo, fast makellos bis auf ein Pickelmal am Kinn.


Ich überlege tatsächlich, ob ich mich schminken will, Stelle aber zunächst fest, dass beim letzten Waschen der Knopf meines Jumpsuits mit Wickeloptik daran glauben musste. Ich finde Nadel und Faden nicht, also kommt eine Briefklammer mit Heißkleber zum Einsatz. Getreu dem Theatermotto: wozu soll ich nähen lernen, wenn ich tackern und hrißkleben kann. Als das erledigt ist, fällt mir ein, dass das Nähzeug in der Kommode im Flur ist. 
Meine Haare sind zwar glänzend und seidig, aber wollen nicht so recht. Also ein Dutt, denn ja, ich hatte mich entschieden, mich zu schminken, zart und dezent, aber mit schimmernder Statementlippe. Und so schminkte ich vor mich hin, während mir Jona drüben Karotten schält und Brote schmierte. Ich stellte die Softbox an, legte die modifizierte Sailor Moon Holo Chokerkette an und knippste ein paar Fotos. So viel Zeit blieb noch, denn an Frühstück war nicht zu denken. Der lauwarme Kräutertee um diese Uhrzeit war schon schlimm genug, aber ich hatte ja genug zuckerfreie und vegane Lebensmittel für den Rest des Tages.




Das erneute Haarebürsten klappte nicht mehr, der Zug nach Bremen fuhr bald. Jona war so lieb und begleitete mich, denn ich habe wirklich ein Talent dafür, mir bei Schnee, Eis und Glätte die Haxen zu brechen. Es gab Umarmungen, leises Gesäusel und zärtliche Küsse, dann trennten sich unsere Wege.
Auf den Weg nach Hannover kostete ich einen Bissen, während ich Videoideen fürs Karnevalsschminken in meinem Kalender notierte. Damals ahnte ich ja nicht, dass ich bereits zwei Tage darauf meiner Kooperationspartnerin wegen künstlerischen Differenzen (sie nannte mich aufgrund einer Bemerkung meinerseits, die sie unangebracht fand, als abo-/likegeil, auf die Frage, warum sie mit mir kooperieren will, wenn sie mich oder meine Inhalte nicht gut fand, habe ich bis heute keine Antwort und eine Entschuldigung oder Verständnis dafür, dass sie mich mich solchen oder bereits anderen abfälligen Bemerkungen gekränkt hat, gab es auch nicht) trotz bereits 10 abgedrehter Videos aufkündigen würde.
Ich kam ganz nebenbei zu der im Winter wenig überraschenden Erkenntnis, dass ich erstens für die Einführung von Mundschutz im Alltag bin, da ich bei all diesen hustenden und keuchenden Pendlern Lust auf Ansteckung hatte und zum Anderen zu der überraschenden Erkenntnis, dass Reis ohne alles grandios schmeckt. Es muss nicht immer alles mit Knoblauch, Zwiebeln oder völlig uberwürzt sein. Nein, manchmal sind es gerade die sanften und feinen Geschmacksnuancen, die uns gerade faszinieren. Aber ich weiß, ich bin, was Ernährung angeht, in ziemlicher Askese im Vergleich zu dem Durchschnittsmensch in meinem Alter. Viele sind ihr Leben lang davon entfernt, Brokkoli, Karotte oder Spinat zu schätzen. Mir geht es allerdings deutlich besser durch eine vegane und zuckerfreie Kost.





In Hannover warten zu müssen war keine angenehme Sache. Ich habe zwar fast ein Jahr am Aegi gewohnt und Hannover fühlt sich noch immer sehr nach Zuhause an, aber auf dem Hauptbahnhof ist eigentlich immer ein unangenehmes, hektisches Treiben. Der Bremer Hauptbahnhof ist klaustrophobisch klein und beengend, dagegen ist der von Hannover wirklich groß und immer voller Menschen. Unglücklicherweise hatte mein Bus ohne jede Benachrichtigung noch 15 Minuten Verspätung, um halb acht hat aber außerhalb des Bahnhofs noch nicht so viel auf. Ich vertrödelte meine Zeit also in den Läden des Bahnhofs ohne wirklich darauf aus zu sein, etwas zu kaufen. Einzig der Blush aus der Rival de Loop young Valentinstags-Limited-Edition durfte mit. 




Endlich, nach etwa 20 Minuten Frieren und Warten am zentralen Omnibusbahnhof kam endlich der Bus in Richtung Berlin an. Die Fahrt verging schnell Dank meiner Unitexte, die ich vorsorglich bereits daheim runtergeladen hatte. Bei dem Flixbus WLAN weiß man ja bekanntlich nie ... 
Aber dieses Mal hatte ich Glück und das WLAN funktionierte einwandfrei. Dann um 12 Uhr angekommen am doch eher tristen ZOB in Berlin hatte ich etwas Zeit, zu entspannen. Der Himmel war klar und blau, ein sonniger und gar nicht so eisig kalter Wintertag, daher beschloss ich, den Rest meines Lunchpakets am Gandarmenmarkt zu verspeisen. Im Sommer war ich kein Freund der grauen Szenerie, aber im Winter bei klaren Himmel liebte ich es, zwischen den klassizistischen Nachbauten zu sitzen, die mich ein wenig an die weniger hässlichen Ecken in Kassel erinnerten.

Berlin war ungewohnt normal für die Fashion Week, ich hatte mir mehr stylische Menschen vorgestellt. Aber es waren Pendler, ein paar Touristen, eben die üblichen Verdächtigen. Ich schlug meine Zeit etwas tot, ging in einen Biomarkt im Brunnenviertel, nur um mit leeren Händen wieder herauszugehen.
Als ich den Laden verließ, kam das erste Lebenszeichen der Fashion Week. Auffällig extravagant gestylte und in den meisten Fällen genüsslich schmauchende Damen und Herren kamen mir mit smaragdgrün, metallische glänzenden Tragetaschen zuhauf entgegen. Das musste die Goodie Bag der vergangenen Fashion Show gewesen sein, die ich ehrlich gesagt auch ziemlich schick fand. 
Ich ging also in Richtung des Fashion Week Mittelpunktes, dieser kleinen Welt der Mode, die nun in Berlin für eine Woche in diesem Kaufhaus Jandorf regierte. Vor dem Gebäude warteten einige Fotografen ab, um ein paar A Promis zu erwischen, die die Location verließen. 

Gegenüber entdeckte ich das Unicorn Café, in dem Katharina und ich Anfang Dezember bei der Youtube Happy Hour waren.

Während ich draußen so das Treiben auf mich wirken ließ und glaubte, Ricardo Simonetti zu entdecken, hörte ich zufällig das Gespräch zweier Frauen in meinem Alter mit, zwei der wenigen, die hier Deutsch sprachen. Sie schienen in meinen Alter zu sein, vielleicht sogar jünger, bei Rauchern weiß man das ja nie und lästerten über die Lena Hoschek Show und züngelten fies daher:

"ich weiß gar nicht, ob ich der Show folgen oder einfach mit dir ein paar Snapchat Filter durchprobieren soll."

-"Ja, ich notier mir auch maximal: Blumenrock schön"

-"Welcher von den 50 denn?"

-"Tja, alle Jahre wieder Blumenröcke."

-"Merken die das eigentlich, wenn wir einfach Bilder von der letzten Kollektion untermischen."



Ihr wisst, ich bin ein gut erzogenes Mädchen - andernfalls hätte ich die beiden Mädels eine Standpauke gehalten - sie waren sehr schlicht und skandinavisch gekleidet, wirkten aber mehr wie Modeblogger und weniger wie Redakteure. Ich finde es echt schade, dass die beiden Mädels so respektlos über eine Fashiondesignerin reden - viele Andere möchten gerne auf der Fashionweek sein, warum räumen sie also nicht für Menschen ihre Plätze, die wirklich auch Interesse daran haben und nicht nur heucheln? Ist ja ein super erster Eindruck des Modezirkus.
Drinnen war erst einmal vom Industrialstyle sprachlos, sprachlos im positiven Sinne. Diese Location war wirklich typisch Berlin. Ohne viel Schischi, frech, etwas rotzig und doch durch und durch stylisch. Ich holte meine Karte vom Counter ab, gab Mantel und Schal ab und ging hoch ins Foyer, wo mich schon ein buntes Treiben erwartete. Ãœberall waren Menschen, Gebauter, Gelächter, Sekt- und Weinglasklingen.





Unerwarteterweise fand ich mich nicht im Modemekka vor, die meisten Leute waren tatsächlich wenig spektakulär gekleidet, nur vereinzelt blieben Outfits wirklich hängen, eine Dame mit 50 Friseur im edlen Lena Höschen Outfit, Elenas graues Kleid aus der Lena Hoschek Sommerkollektion 2016 oder ein Mädel in der Seepunk Holojacke. Meine schöne Holo Kette mit Sailor Moon Anhänger war leider gerissen, ein Albtraum für jede Fashion Week. Immer, wenn ich in Berlin bin, geht etwas kaputt. 

Es wurden gratis Beauty Wässerchen verteilt und Greifspiele gespielt. Ich ließ mir nach etwa 15 Minute Wartezeit von einer Hair Artist der Haarwerkstatt Kette in Berlin eine Flechtfrisur machen lassen.




Gegen 14:40 Uhr wurden wir reingelassen in den Raum, in dem die Fashion Show stattfand. Ich hatte alles erwartet, aber keine Bierbänke ... okay, schick mit Stoff bezogene Bänke, aber Bänke bleiben Bänke, selbst wenn Chanel drauf stehen würde. 

Es dauerte einige Minuten, bis ich meinen Block F fand - direkt am Runway, wo die Models heraustraten zwischen silbernen und pinken Metallic Luftballons, saßen natürlich die A Promis. Ich saß rechts von der Fotomeute, die natürlich freien Blick auf den Catwalk wollte.



Auch hier waren wieder wenig Menschen, die mir modisch sonderlich auffallen. Einige trugen natürlich Lena Hoschek, die meisten waren aber eher clean und dezent gekleidet, es waren kaum Kleider zu sehen. Und auch ich in meinen Jumpsuit war ziemlich allein an der Front.




Bei den Goodie Bags lagen knallig und leopardenmusterverziert Goofy und Daisy Duck aus. Ich entschied mich natürlich für Goofy und gegen Daisy, denn Goofy hat einfach mehr Style.




Nach und nach wurden alle Plätze besetzt, die Kamerateams filmten um die Ecke, die Goodie Bags wurden durchwühlt. Dann ging das Licht aus und die Show begann.




80er-Jahre Pop dröhnte aus den Boxen, die Scheinwerfer gingen an und ein Feuerwerk der Farben begann auf dem auf dem schlichten Laufsteg - die Models trugen schwarze Bob-Perücken, ein schlichtes Make-up und Heels mit Tüll Stulpen, eine musste gar Halt machen bei uns, um die transparenten Stoffstulpen wieder zurechtzurücken. 

Die Farben waren kraftvoll, der Style ein ganz anderer als man erwartet hatte - eben Leo und teils 80er Schnitte, Metallic, Glitzer, Kreischfarben und Mickey Mouse am als Print über den ganzen Körper, mal im typischen Hoschek-Schnitt figurbetont und feminin, aber eben auch mal lässig als Shirtkleid.




Die glänzenden Stoffe in Grün und Rot mit Leopardenmuster wären auch nichts für mich, aber das Hochzeitskleid und ein schlichtes schwarze Kleid waren meine Favoriten aus dieser Kollektion.




Die Fashion Show ging über 30 Minuten, was mich wirklich überrascht hatte - ich hatte mir so eine Show deutlich kürzer vorgestellt. Vor der Show bot ich den freien Platz neben mir in der dritten Reihe einer österreichischen Journalistin an, die dachte, der Platz sei reserviert. So war es aber nicht: Die erste Reihe war mit Namen reserviert. Die zweite Reihe hatte Nummern und die dritte und vierte Reihe waren frei für die restlichen Gäste verfügbar.




Gegen 17 Uhr fuhr schon wieder mein Bus zurück nach Bremen - diesmal fuhr ich über Bremen, weil ich von Hannover nicht so gute Verbindungen nach Oldenburg hätte - gegen 23 Uhr war ich also wieder zuhause und konnte am Mittwoch wieder zu Uni und hatte auf der Rückfahrt noch einige Notizzettel für meine Lernzettel für die Klausurenphase gemacht.













































































1 Kommentar:

  1. Das ist unglaublich toll und intensiv geschrieben, ich freue mich schon auf die Hörbuchversion von dir
    lg
    Linda

    AntwortenLöschen

INSTAGRAM FEED

@aufgerouget