Mein Körper ist kein Kostüm - was denkst du dir eigentlich dabei, Barbara?

Hey. liebe Barbara Schöneberger.  

Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber ich wollte dir mal was sagen...  Und ich hoffe, du liest diesen Brief, denn ich glaube, dass du aktuell viel Post kriegst und daher bin schon leicht enttäuscht, dass du bislang so gar nicht auf die vielen Briefe an dich reagiert hast.

Ich habe kürzlich durch Jules @schoenwild und @body_mary auf Instagram dein Teaser Video zu dem Covershooting der neuen Ausgabe gesehen und ich muss sagen, dass mir das Ganze Bauchschmerzen bereitet hat. Du am Buffet, in einem Fatsuit mit aufgeklebten rosa Muschelnippeln, isst mit einem großen Löffel griechischen Salat. Jules @schoenwild hat das schon ganz gut zusammengefasst. Es ist schön, dass du solche Themen thematisiert in deinem Magazin. Aber es wäre eben noch schöner wenn du die Möglichkeit einem Plussize Model gegeben hättest statt in einem Fatsuit rumzusitzen. 

Schließlich hast du eine große Plattform, um einen tollen Menschen aus Deutschland mit großer Größe zu promoten. Und ich glaube, dass gerade jemand wie du versteht, was es heißt, auch vom Gewicht her Höhen und Tiefen zu erleben und bei jeder Gewichtsänderung Kommentare zu erhalten von den Medien.
Du magst dieses Kostüm jetzt ausziehen können, aber viele Menschen da draußen können das eben nicht. Es gibt Menschen, die haben deine Kleidergröße und fühlen sich dick und hässlich, die sehen selbst nicht ihre innere Schönheit. Denn ja, wir alle sind schön und eine Message für Vielfalt ist toll. Ich finde es super, dass du dich für mehr Vielfalt einsetzen möchtest, aber war dieses Cover nicht vielleicht der falsche Weg?

Wenn ich das Gefühl habe, ich brauche eine zweite Meinung und könnte jemanden gebrauchen, der das Thema so komplett anders sieht, dann ziehe ich meinen Ehemann zurate. Während ich kreativ bin, ist er ein Norddeutscher, wie er im Buche steht: Ruhig und wortkarg und sehr rational, der perfekte Bürokrat eben. Und er findet immer gut und treffend Worte, eine Situation in wenige Worte zusammenfassen. Sein Urteil: Das Cover ist Schrott.
Ja, norddeutsche Männer wie er treffen da schon den Nagel auf den Kopf, während ich hier Zeile um Zeile tippe. 
Aber nicht nur ihm fiel dieses Cover unabhängig von der Diskussion im Bereich Social Media auf. Nein, auch Dutzende, wirklich Dutzende Menschen, die ich persönlich kenne und die so gar nicht mit dem Thema Social Media verknüpft sind, schickten mir dieses Cover als Nachricht und einige waren ratlos, andere Menschen entsetzt und am meisten fiel das Wort "geschmacklos".

Und viele Menschen da draußen sind leider auch nicht so selbstbewusst wie Jules oder Tanja @kurvenrausch oder Katja @mableonline oder all die anderen tollen Menschen,  die ihren Körper bei der Aktion zeigen. Da draußen sind viele Menschen, die sind unsicher.

Ich befürchte, dass Zeitschriften bald der Vergangenheit angehören. Das muss ich ehrlich gestehen. Denn seit ich im Jahre 1998 auch langsam anfing, die Frauenzeitschriften meiner Mutter zu lesen, hat sich da nicht viel geändert. Immer dieselbe Struktur und kein Mut, mal radikal was zu ändern. Und dann gibt es Plattformen wie Instagram und Pinterest und nicht zu vergessen Blogs - alles Mittel, um sich komplett gratis ein Magazin ganz nach seinen eigenen Wünschen zusammenzustellen. Ich persönlich wünsche mir Magazine, die wirklich mutig sind und etwas Neues wagen.

Liebe Barbara, du hast die Möglichkeit, mit deinem Magazin zu zeigen, dass Diversität mehr als ein Trend und kommt und geht wie der Leoprint, also bitte zieh das Kostüm aus und lass uns alle da draußen zeigen, dass ein Körper in jeder Form schön sein kann. 
Ganz ohne Kostüm. 

Alles Liebe,
deine Bettina




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