2016 habe ich relativ überraschend geheiratet. Überraschend auch für mich, relativ schnell, aber hey, es hat gepasst und wir lieben uns. Ich glaube nicht, dass wir ein Traumpaar oder die Relationsship goals schlechthin sind, aber wer ist das schon? Ich meine, was sind das schon? Diese idealen, romantischen Vorstellungen von der Liebe? Das war nie ich. Im Gegenteil, ich bin sehr realistisch gewesen in meinem bisherigen Leben. Bei meiner ersten Beziehung war mir von Anfang an klar:
Er will keine Kinder, er ist kein Mann fürs Leben.
Und dann kam Jona und irgendwie passte es nach Anfangsschwierigkeiten. Der Altersunterschied, unsere Vergangenheit, alles waren Hürden, die erst einmal überwunden werden mussten. Streit, viele stundenlange Gespräche, Konflikt und Konfliktlösungen - das sind alles Dinge, die man in der mit rosa Zuckerguss überzogenen Instagramwelt nicht sieht. Da sieht man nur süße Selfies, mal mehr mal weniger gestellt.
Mein Ehemann war mal analog
Eigentlich hatte ich bislang keinerlei Partner, der sich groß im Internet darstellen wollte. Das war wirklich seltsam, denn beide längere Beziehungen, die ich vor meiner Ehe hatten, waren Selbstdarsteller, ohne Frage. Nur auf Social Media hatte der erste kein Bock und der zweite war eben zu sehr in seiner analogen Kulturblase. Das ist symptomatisch für die Göttinger Szene. Sage ich: "Ich kann dir mit Social Media helfen, falls du das für dein Theaterstück brauchst.", dann zucken sie meist mit den Schultern und lehnen höflich ab. Bis auf Jodel geht in Göttingen eben nicht viel. Ein sehr spezielles Städtchen.
Und auch Jona wollte die erste Zeit nicht auf Instagram, YouTube und Co gezeigt werden. Das war eigentlich ein bisschen unfair, denn er war eigentlich der Grund, warum ich überhaupt wieder so richtig durchgestartet bin mit Bloggen und YouTube. Dazu muss ich leider etwas weiter ausholen: Jona und ich machten zeitgleich ein FSJ an derselben Einrichtung in Hannover, nur in verschiedenen Schulen. Ich war an einer Grundschule, Jona bei älteren Schülern mit Körperbehinderung. Wir wohnten beide gegenüber voneinander in einer Art FSJlerwohnheim und teilten uns Bad und Küche, ja, unisex, aber wir hatten auch die schönsten Zimmer mit Ausblick auf den Gartenfriedhof.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, ein bisschen zu malen in diesem FSJ und ein Einsiedlerleben zu führen, aber Jona wollte Anschluss finden, frisch ausgezogen von zuhause und hat mir diese Pläne durchkreuzt. Und er fand es als damaliger Youtubefanboy sehr interessant, dass ich vor langer, langer Zeit Youtube gemacht hatte und überredete mich mehr oder weniger, wieder mehr Zeit Social Media zu widmen. So kam die Phase zustande, die ich heute die "Bilou-Ära" nenne.
Es war bei einer Youtube Happy Hour im Jahre 2016 - das Format gibt es leider nicht, was ich sehr bedaure, Youtube! Dort sprach Jona mit einem anderen Youtuber und ich bin mir sicher, Jona wüsste auch seinen Namen, aber ich bin eben nicht Jona. Dort beschloss Jona dann, Teil meines Social Medias zu werden. Nur oben ohne darf ich ihn nicht zeigen und das respektiere ich.
Teilzeitehe, Teilzeitbusiness
Jona und ich haben glaube ich eine Beziehung, wie es sie kein zweites Mal gibt. Seitdem ich seit Jahresbeginn auch für nonsoloamore.net blogge und auch öfters mal 14 Tage am Stück auf Reisen bin, in Berlin zu Events fahre, Fotos mache oder einfach auch mal ohne Bloggerreise oder Pressereise solo reise, gibt es mehr und mehr diese zwei Ebenen.
Wenn ich zuhause bin, dann versucht man Zeit miteinander zu verbringen. Das ist gar nicht mal so einfach, da wir beide studieren und Jona auch noch einen Job in Oldenburg hat. Ich hingegen bin oft eben nicht in Oldenburg und so kam es schon, dass wir un mal für eine Stunde zum Lunchte verabreden mussten, wenn ich zwischen zwei Reisen mal kurz in der Stadt war zum Kofferumpacken.
Aber ohne Jona wäre ich in vieler Hinsicht aufgeschmissen. Wir haben eine Arbeitsteilung, was das Planen von Reisen angeht. Ich kümmere mich um Fahrten, er um Unterkünfte. Die einzige Ausnahme war unsere kleine, abenteuerliche UK Rundreise, die im August stattfinden wird. Die hat er komplett allein geplant in mehreren Etappen, da wir erst nach und nach buchen konnten. Zäher Informationsfluss der Hochzeit auf der wir eingeladen sind und unserer Mitreisenden. Und wenn mal ein Hotel überbukt ist oder eine Unterkunft in letzter Minute absagt, dann kann ich mich darauf verlassen, dass er mir was neues bucht innerhalb kürzester Zeit.
Blogging Boyfriend Syndrom und Metamorphose
Ja, natürlich muss auch mein Ehemann mich fotografieren. Und am Anfang war das echt ein hartes Brot, da wurden die Fotos schrecklich, Jona hatte keine Ahnung von Goldenen Schnitt und ich war frustriert, Unglück, maulte ihn an ... ach, ihr kennt das.Aber das vehemente Meckern zahlt sich nun scheinbar aus, denn das Gemecker trug produktive Früchte. Irgendwann vor etwas mehr als einem Jahr fiel von einem Tag auf den Anderen der Groschen und plötzlich konnte Jona tolle Fotos machen. Natürlich, es ist noch immer viel Scheiß dabei, aber sagen wir es so: Wir haben einen Weg gefunden, gut miteinander schöne Fotostrecken zu erarbeiten.
Da ist es Arbeitsteilung
- Ich suche gute Locations,
- Ich wähle Outfits aus und wähle meine Schminke oder Nichtschminke oder Sonnenbrille zum Kaschieren der Augenringe.
- Jona nutzt lieber die Spiegelreflex, also kümmert er sich darum, dass die Karten leer sind und die Akkus voll.
- Jona macht Fotos, ich gucke zwischendurch durch und mache Anmerkungen.
- Ich gucke mir alle Bilder bei Lightroom an und picke die besten für Blog und Instagram heraus.
Gibt es die perfekte Beziehung? Ich weiß nicht. Aber ich würde sagen, dass die Ehe von Jona und mir so gar nicht typisch ist. Aber es ist dennoch schön. Wir haben regelmäßig Kontakt, auch über große Distanzen, wir vertrauen uns, sind füreinander da und freuen uns jedes Mal, wenn wir zusammen Zeit verbringen oder zusammen reisen können. Und ich finde, das ist viel wert. Da brauche ich keine rosarote Insta-Alles-ist-ja-so-toll-Brille.
Photo by Eric Ward on Unsplash |
das ist echt super spannend zu lesen, bitte mehr davon
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