Sie flackern am Berliner Fenster entlang, sie geistern über unseren Instagramfee und gleichzeitig habe ich immer in Berlin das Gefühl, dass es keinen interessiert, wenn Fashionweek ist. Fashionweek in Berlin, dass ist dieser kleine Kreis der Leute, die das eben interessiert und der Fachbesucher natürlich. Eine schöne Sache, aber eben nicht mehr als eine von 1000 Veranstaltungsreihen im Sommer in dieser pulsierenden Stadt.
Ups, mein Laptopdisplay ist ein wenig eingestaubt. Sollte mir das peinlich sein? Nun ja, ich war die letzten Tage in dem düsteren Zimmer in Gifhorn, dort, wo die Sonne gefühlt nie hineinscheint. Mein Tag war bislang schon abenteuerlich gewesen, auch die Tage zuvor.
Aber alle unimails sind abgeschickt für den Teilzeitstudienantrag, ein Stück mehr Freiheit zu meinem Traum, mit den Schreiben Geld zu verdienen.
"Was, du bist bei der Fashionweek?"
Spulen wir etwas zurück: Am Bahnhof von Wolfsburg fragten mich ein paar Mädels, die auch in den IC nach Berlin stiegen, ob ich zur Fashionweek gehe. Andersherum hatte ich es einige Male beiläufig in der digitalen Welt erwähnt und da hieß es dann freundlich, aber schon oft verwundert: „Was, DU fährst zur Fashionweek?“ Ja, die ganze Welt redet über Diversity und das nicht mehr nur eine Sorte Kleiderständer auf die Laufstege läuft, aber wenn eine Dicke oder eine nicht Blutjunge oder gar jemand, der weniger als 5000 Follower auf Instagram hat zur Fashionweek darf, dann sind alle unglaublich schockiert.
Warum eigentlich? Was juckt einen die Fashionweek?
Als ich das erste Mal auf der Berliner Fashionweek war, da gab es noch nicht mal Instagram. Ich hatte damals mit Youtube angefangen. Jemand kannte jemanden, der jemanden kannte, der hier und dort schminkt und schon hatte ich Sätze für einige Shows. Nicht ganz vorne, aber dabei sein ist alles. Diese Erfahrung hat mir unglaublich gefallen, da es eben nicht nur die Shows selbst waren, sondern eben auch mir ein Blick hinter die Kulissen gestattet war und ich großen Respekt für all die Mitarbeiter habe, die den Stress hinter der Bühne überstehen. Vielen Dank an euch alle da draußen.
Fashionweekshows haben mir eigentlich nie etwas gegeben.
Ich bin kein Freund der Events, wo man mit Goodie Bags beschmissen wird und dann zum Dank sagen soll, wie toll alles ist. Natürlich, die Fashionweek gibt Inspiration. Aber muss ich dazu live bei den Shows dabei sein? Da finde ich die Showrooms deutlich schöner und flexibler. Irgendwie ist bei mir als Theatermädel immer der Drang da, dass ich Netzwerken, Kontakte knüpfen möchte. So ganz Grundschulmäßig: Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt. Und so habe ich mit für diese Fashionweek den Plan nicht allzu voll gemacht. Ich gehe zum Fashionbloggercafé, möchte zu der Plus Size Lounge und gehe zusätzlich noch zu einem netten kleinen Frühstück und vielleicht zu einer der Modemessen.
Denn ja, die Messen interessieren mich mehr, obwohl sie meistens nur für Fachbesucher geöffnet sind. Aber es kommt auch auf die Messe an. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich gerne Unternehmen auf Augenhöhe begegne. Wie schön ist es, mal persönlich einen Menschen kennenzulernen und nicht nur Nachrichten miteinander auszutauschen, sondern zu wissen, dass dieser Mensch nicht nur rasch getippte Zeilen in seinen Messenger ist.
Meine kleine Festung für die Woche
Leise dudelt Indienpop und dringt zu mir durch. Ich sitze im Leuchtstoff, nicht allzu weit entfernt von meiner künftigen Unterkunft. natürlich Neukölln. Was auch sonst? Ich bin ja nicht nur zur Fashionweek in Berlin. Ich gestehe: Ich bin öfters in Berlin als bei meinen Schwiegereltern und es ist Dank Bahn Sparpreisen und Fernbussen auch teils günstiger, nach Berlin zu fahren. Seitdem eine gute Freundin on mir in Neukölln wohnt, bin ich oft hier, aber ich habe mich bereits Anfang 2017 durch einen Workshop im Youtube Space in Neukölln verliebt. Würde ich nach Berlin ziehen, würd ich definitiv hier wohnen. Es ist natürlich nicht so schick, aber es gibt so viele tolle Orte zum Arbeiten, nicht nur das Leuchtstoff. Auch das Lux, das Isla Coffee Berlin. Die Menschen sind hier nett, gechillt, eine nette Mischung.
So viel anderes in meinem Kopf
Gerade ist es in meinem Leben sehr seltsam. Ich setze ganz andere Prioritäten mit 28 Jahren als ich eben noch als Jugendliche in meiner Bloggeranfangszeit gesetzt hätte. Heute ist es mir nicht nur wichtig, am besten an 10 Veranstaltungen überall zur gleichen Zeit zu sein. Ich möchte auch eine gute Zeit haben, die Sonne genießen, vielleicht nach Potsdam fahren und ein paar schöne Fotos machen. Ja, trotz Fashionweek. Und ich freue mich für meinen Mann, weil ihm die neue Zwischenmietwohnung in Oldenburg gefällt und der Arbeitsweg nun für ihn ein Klacks ist. Natürlich, komme, was da wolle - ich berichte euch, was ich noch so in Berlin erlebe. Mal sehen, was da noch auf mich zukommt.
Jeder kann zur Fashionweek
Zu guter letzt muss man auch einfach zugeben, dass man nicht zwingend ein großer Influencer sein muss, um Teil der Fashionweek zu sein. Glücklicherweise gibt es heutzutage so viele schöne Plattformen wie einst Snapchat (Nutzt das noch jemand?) oder eben heute die InstaStory, um einfach die Fashionweek durch die Augen großer Influencer zu sehen. Und wenn man die Wahl habt, was würdet ihr machen? Schön in der Sonne mit einem Getränk eurer Wahl und leckerer Wassermelone sitzen, während ihr die Highlights einer Fashionshow seht oder würdet ihr etwa in dem Getümmel sitzen, wo es voll, laut und warm ist? Natürlich, beides hat seinen Reiz. Aber ich bin tatsächlich ein Fan der eher kleineren Eventrunden. Jeder muss da seine Vorlieben finden.
Sehr schön geschrieben, und spannend, etwas mehr aus deiner Sicht zu erfahren <3
AntwortenLöschenlg
Esra
http://nachgesternistvormorgen.de/