Realtalk: Meckermenschen und wie man so viel besser leben kann, indem man weniger meckert.

Eigentlich lästert man ja nicht über andere Leute, die man nicht kennt oder gar über Freunde und Kollegen. Aber ihr kennt sie alle und sie sind nicht nur auf Social Media ... sie sind überall! Im Alltag, beim Einkaufen an der Kasse, überall aus allen Ecken hervorgekrochen ... die Weltpolizei! 

Mal sagen sie dir, wie du dich zu schminken hast oder was du anzuziehen hast und was du gefälligst nicht anzuziehen hast, wenn du nicht Kleidergröße 34 trägst. Oder dass deine Augenbrauen einen Rasenmäher bräuchten ... Nun ja, würde man diese Leute einfach ganz frech "Hater" nennen, wären sie außer sich, denn sie würden kontern "Das ist doch nur meine Meinung". Und ihr wisst - zu sagen "Die sind doch nur neidisch" oder auf der anderen Seite zu sagen "Das ist doch nur meine Meinung" bringt einen nicht weiter ... aber zu dem Thema "Du bist doch nur neidisch" folgt demnächst noch ein anderer Blogpost.

Photo by Andre Hunter on Unsplash

Die Weltpolizei ... oder wie ich sie nenne: Meckermenschen! Mal kommen sie mit irgendwelchen alternativen Fakten und seltsamen Theorien zu Gesundheitsthemen oder Politik um die Ecke und manchmal sind es auch eben nur die Leute, die sich total aufregen, weil irgendein Wort dass du geschrieben hast in irgendeinem Satz oder irgendetwas was du gesagt hast, was sie vollkommen anders als von dir gemeint interpretieren und scheiße finden.

Wie geht ihr um mit den Meckerern im Alltag?

Nun muss ich gestehen, dass ich früher auch so ein Mensch war, in der Anfangszeit von Social Media und Twitter und YouTube, als ich 18 Jahre alt und einfach Anti war, weil es eben in meiner Heimat üblich war, als alternativer Mensch etwas Anti zu sein, wenn man sich anders kleidet und "böse" Musik hört, auf Konzerte geht und sich ein bisschen als aus der Zeit gefallener Punk kleidet. 

Und ich habe mich gerne und leidenschaftlich über Sachen aufgeregt, um den Alltag zu entkommen, mich abzulenken. Andere gucken dafür sicherlich Fernsehformate, wo man sich herrlich über Akteure aufregen kann - ich hingegen hatte meine Bloggerwelt und konnte mich köstlich darüber amüsieren, als es erstmals zu Problemen kam, weil Blogger nicht kennzeichneten, dass sie Geld und ein Skript von einem großen Kosmetikhersteller bekamen. Das Thema Kennzeichnung ist ja auch aktuell wieder ein Thema für sich und ich hoffe einfach, dass da entweder die Landesmedienanstalten oder der Gesetzgeber mal Reformen und einheitliche Kennzeichnungspflicht einführen. Ansonsten sind wir alle erwachsen und jeder ist für sich haftbar ... 

Vielleicht ist das Meckermensch so eine Phase im Leben, die man braucht, um sich von der Welt zu distanzieren und um seine eigene Linie zu finden. Aber es gibt da einen schönen Begriff aus der Psychologie namens "Ãœbermoralisierung". Heißt: Nur, weil ich vegan lebe oder Werder Bremen mag, kann ich nicht die ganze Welt davon überzeugen, dass die ganze Welt Werder Bremen Fan wird oder vegan lebt - ich bin die Summe meiner Erfahrungen und mag Bremen, weil ich als Kind Fußball gespielt habe und wir eben HSV doof fanden und Werder Bremen manchmal zu Besuch bei uns auf dem Land war. Und ich bin aufgrund meiner Allergien und meines jugendlichen Trotzes erst vegetarisch und vegan geworden. Aber als Mensch mit gesunden Menschenverstand erkennt man eben früher oder später, dass andere Menschen eben andere Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben und deswegen eben lieber Dortmund oder Bayern München als Fußballverein mögen oder eben nicht auf Fleischkonsum verzichten möchten. 

Neben dieser Erkenntnis, dass ich eben eine Phase in meinem Leben hatte, wo ich ziemlich übermoralisierend drauf war, kam auch für mich im Laufe der Jahre des Theaters, Kellnerns und Arbeiten in vielen Jobs, die meine Miete zahlten, die große, große Weisheit die ich in den letzten Jahren durch viel Aufregen gelernt habe. Sei es nun aufregen über Bekannte, die dich auf der Straße nicht grüßen oder ein Aufreger, weil mich schon wieder beim Kellnern in der Disco ein betrunkner Gast körperlich angegriffen hat:

Egal, wie laut wie stark und wie oft du meckerst - du kannst die Welt nicht verändern und du kannst auch nicht andere Menschen ändern. Das Einzige, was du machen kannst, ist dein Beitrag zu leisten und deine Welt für dich zu ändern mit deinen eigenen Taten, um mit dir zufrieden zu sein. Und ich habe angefangen, mich nicht von der Welt ablenken zu lassen, sondern mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Wo stehe ich, was möchte ich vom Leben und wie kann ich das erreichen?
Also habe ich angefangen, mir Dinge zu schaffen und mir eine Welt zu schaffen, in der ich zufrieden sein kann. Ich fing wieder an zu malen, zog aus dieser giftigen Umgebung weg, brach umkonstruktive Freundschaften ab und Kontakt zu Menschen, die mich ausgenutzt hatten oder nicht gut für mich waren. 

Versteht mich nicht falsch! Das heißt nicht, dass du aufhören musst, das Klima retten zu wollen oder gegen Tierleid zu demonstrieren!! Aber früher oder später lernen wir alle, dass wir nicht in der Lage sind jeden Menschen unserem Ideal zu verwandeln oder jeden Menschen überhaupt von irgendeiner Meinung zu überzeugen. 
Viele gucken gerade wieder Dschungelcamp. Ich kann das nicht verstehen, aber warum sollte mich das aufregen? Es ist schön für sie, dass das eine Beschäftigung ist, die ihnen einen Mehrwert bringt und für mich gut, dass ich erkannt habe, dass es für mich persönlich keinen Mehrwert hat.

Hört man erstmal auf, sich über andere Dinge aufzuregen, merkt man, wie schön die Welt sein kann und wie viel Zeit man hat für andere Dinge ... Ich hätte mich darüber aufregen können, das andere Leute das Dschungelcamp gucken und darüber einen riesigen Blogpost schreiben können - aber nein, ich arbeite gerade an einem Video zum Thema veganes Mett. Mein Ziel ist es 2018, bei Videos mit der Prämisse Qualität statt Quantität zu arbeiten. Ich möchte mich, was Fotografie und Filmemachen angeht, verbessern. Daher sitze ich auch wirklich 3-4 Tage einige Stunden am Dreh und baue auf und ab, um euch ein schönes Video daraus zusammen basteln mit vielen unterschiedlichen Einstellungen mit guten Licht.

Würde ich mich so viel aufregen, wasmir im Alltag über den Weg läuft, dann hätte ich gar nicht Zeit dafür, solche Projekte in die Tat umzusetzen. 

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte über einen anderen Menschen, der eben auch momentan in einer Meckerphase gefangen ist ... und irgendwie dem Dasein als Meckermensch nicht entkommen mag:
Ich habe eine Bekannte, nennen wir sie B. Und die liebe B hat allgemein in den 10 Jahren, in denen wir uns kennen, echt das Problem, dass sie sich sehr sehr gerne über Dinge aufregt. Das gab schon das ein oder andere blaue Auge mit dem Höhepunkt, dass wir einmal gemeinsam auf einem Bloggerevent waren und B entfernt wurde, weil sie sich mit einer anderen Bloggerkollegin dort anlegte und offen sagte, dass sie sie zu fake findet. Und doch ist B zumindest ein Meckermensch, der offen zugibt, dass sie sich gerne aufregt und es liebt, einen Konflikt mit anderen öffentlich auszutragen - das kann manchmal beim Essen gehen ziemlich anstrengend sein. Aber ihr wisst: Ich bin der Typ, der nach 10 Minuten verbaler Prügel für den Kellner, der das französische Gericht falsch ausspricht, auch einmal eingreift und versucht, den Konflikt zu beenden.

Und wenn sie das glücklich und damit leben kann, dass sie dann halt auch ab und zu mal Leute gegen sich aufbringt und Leute sie einfach unsympathisch finden oder gar beleidigen, dann muss B das selbst wissen. Und sie kann gut damit leben.

Dennoch habe ich meiner Freundin B just heute dazu geraten, dass sie momentan dringend einen Entzug von der Wut braucht. Vielleicht würde es ja helfen, dass sie die Dinge aufschreibt, über die sie sich aufregt und einfach mal über eine Woche sammelt, um sich dann eine Stunde drüber aufzuregen in der Woche.
Denn eigentlich möchte B wieder mit dem Bloggen anfangen und möchte wieder aktiv als Bloggerin was machen nach langer Pause. Seit letzten Sommer redet sie von nichts anderen, wenn wir uns mal auf einen Café in ihrer Heimatstadt treffen. Aber wie sollte es anders sein? Das Design ist nicht fertig, das Impressum noch mit alter Adresse aus ihrer Schulzeit ... weil sie ständig auf Snapchat oder Twitter oder anderswo unterwegs ist, um sich über andere Leute und deren Feed aufzuregen.
Bei ihr gilt wohl nicht der Farin Urlaub Satz "Lass die Leute reden und lächle einfach mild", sondern eher "Lass die Leute ihren Kram verzapfen und kümmere dich um deinen eigenen Kram".

Natürlich ist es gut, wenn man auch ab und zu mal andere Meinung zu hören bekommt als "Du bist schön/toll/super Outfit" in der Welt von Social Media Oberflächlichkeiten. Aber das leben ist zu kurz, um ständig über alles und jeden zu meckern.

Win kleiner Tipp also an euch Weltpolizisten und Meckermenschen da draußen: 
Statt einfach nur zu meckern, wie blöd und sinnlos doch alles ist, könntet ihr doch einfach versuchen, einen konstruktiven Diskurs anzuregen, der vielen Menschen etwas bringt, weil sie nun über euer Aufregerthema nachdenken und sich selbst eine eigene Meinung bilden müssen.


Mir ist natürlich bewusst, dass das Thema Meckermenschen ein sehr großes und ein umfassendes Thema ist von Falschparkaufschreiber bishin zu Verschwörungstheorien. Und ich hoffe ehrlich, dass ihr keine Lügenpresse Kommentare unter meinem Blogpost postet. 

Aber letztendlich ist es total einfach und klingt wie so ein Kalenderspruch mit einem niedlichen Katzenbild daneben:

Wenn ihr gerne etwas machen möchtest, dann mach das einfach und beschäftigt euch nicht mit den Dingen, die negativ für euch sind und euch in eine schlechte Laune versetzen. Statt immer nur nach Dingen zu suchen, über die meckern könnt, sucht doch einfach nach Dingen, die ihr liebt und dir gerne mit Herzblut und Leidenschaft macht.

Oder probiert es einfach aus:
  • Einen Tag lang, so einen Bingewatching Sonntag mit schlechten Wetter guckt ihr Filme, die ihr total beschissen findet und regt euch da drüber auf. 
  • Und an einem anderen Tag guckt ihr euch Filme, die ihr total liebt und abgöttisch gut findet  ... und vielleicht sogar Zeile für Zeile mitsprechen könnt. 
Am Ende welches Tages fühlt ihr euch besser?

2 Kommentare:

  1. herrlich erfrischend, wie du das schreibst, bitte mehr Realtalk und kannst du bitte auf englisch übersetzen?

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  2. lol das klingt wie die halbe Bloggerszene 2010, ist es jetzt eigentlich auch so bei den youtubern oder Bötchen die sich selten an?
    bin da momentan als frische Mutti nicht im Thema

    lg
    Anne von insta

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