Body Positivity - Meine Cellulite ist mir sch..egal! Ich mag mich, wie ich bin.

Bei taff läuft wieder zum ixten Mal ein Beitrag zu Gadgets, jede Zeitschrift schreibt seit März darüber und wahrscheinlich werden damit Millionen von Euro gescheffelt. Ist mir ja eigentlich egal, ich mache da nicht mit. Aber mein Problem ist, dass meine liebe Freundin sich gerade in eine Dreijährige verwandelt hat. "Nein, ich will aber nicht.", quengelt sie. 
"Aber es ist doch blöd, wenn du die ganze Zeit nur am Strand sitzt.", erwidere ich skeptisch.
"Ich hab halt nur den blöden Tankini mit dem hohen Beinausschnitt. Da sieht man meine Stellen."

Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.

Mein Antwort darauf sind: Body Positivste, Selbstliebe, Selbstbewusstsein.

Und nein, liebe Leser, ich bin zwar eine 46/48 - je nachdem, welche Marke. Aber meine Freundin ist eine 38. Maximal. Ich hab sie nicht gefragt.

"Dick, adipös, ungesund?"

Leider behaupten viele, auch die Medien, dass Body Positivity eine Bewegung nach dem Motto "Die Dicken dürfen sich jetzt auch mal schön fühlen." ist. Das finde ich einfach nur bescheuert und kurzsichtig, denn wer sein Umfeld kennt, weiß, dass es egal ist, welche Kleidergröße oder auch heutzutage, welches Geschlecht. Fast alle Menschen haben ein schwieriges Verhältnis zum Essen und zu ihrem eigenen Körper.

Wen wundert es auch, wenn wir den ganzen Tag nur in Schule, Uni oder Büro sitzen? Wenn wir immer und überall günstig an den nächsten Zuckerrausch kommen? Da kann man nur ein gestörtes Verhältnis zu Bewegung und Ernährung entwickeln. Die einen hungern sich schlank, die anderen bewegen sich wenig und ein guter Freund von mir wurde so gesund erzogen von seiner Mutter, die ich liebevoll bis heute Vollkornmutti nenne, dass er ab dem Auszug sich nur noch von Scheiße ernährt hat. So 3 Döner zum Frühstück und abends eine Tüte Haribo und eine Packung Weißtoast mit Nutella. Ja, eine ganze Packung. Bis ihm schlecht wird. Alternativ ein großes Stück Käse.



Stellt euch vor, wir wären alle zufrieden mit uns ...

Wir kaufen keine Diätpulver mehr, keine Diätmahlzeiten, Süßstoffkram, kaufen keine Wundercremes, Spanx, kündigen unsere Abnehmapps ... wie viele Unternehmen würden dann pleite gehen? Und nicht nur das! Allein die ganzen Wochenblättchen, die jede Woche eine andere neue Wunderdiät präsentieren. Ich denke, so etwas sollte man im Hinterkopf behalten.

Wie schaffe ich es, zufrieden zu sein?

 Naja, ich habe meine individuelle Geschichte und ihr habt ihre. Ob bewusst oder unbewusst, weiß ich nicht. Aber mein erster Freund war eher toxisch für mein Selbstbild. Durch das Theater, meine Arbeit und die Beziehungen danach gewann ich Selbstbewusstsein und fand meine eigene Selbstliebe. Wenn ich das grob Zusammenfassen müsste:
  • Nicht vergleichen, sondern Unterschiede akzeptieren. 
  • Selbstwirksamkeit erfahren durch Projekte, die ich umgesetzt habe
  • meinen Körper kennenlernen durch Sport, Improtheater und später Theater - denn Schulsport habe ich immer gehasst
  • sich begehrenswert fühlen dadurch, dass mein Partner auf mich genauso steht, wie ich bin
  • sich seiner Qualitäten bewusst sein - sowohl die inneren als auch äußeren Werte


Ehrlich gesagt finde ich es oft erschreckend, wie in Zeitungsartikeln und andernorts die Bodypositivitybewegung geradezu in den Dreck gezogen wird, denn Selbstliebe ist etwas, was jeder von uns lernen muss. Wie kann man also so zynisch sein und das nicht erkennen? Uns selbst zu akzeptieren und nicht gegen unseren Körper anzukämpfen ist doch elementar!

Und ich spreche aus Erfahrung: In meiner Jugend war ich essgestört, das sah keiner, weil ich ja Größe 40 trug, aber ich hungerte oft wochenlang, versuchte, meine Kalorien um jeden Preis im dreistelligen Bereich zu halten, nur, weil ich wusste, das mein damaliger Freund mich einerseits schlank haben wollte, aber andererseits Junkfood an mich verfüttern wollte. Ich weiß, es klingt bescheuert.

Es ist ja nicht nur so, dass Dicke mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Auch sehr dünne Menschen werden beleidigt, magersüchtig genannt. Keiner wird ausgeschlossen. Und auch Männer dürfen mitmachen.

Was ich so schade finde ...

Es gibt oft diese schlimmen Vorurteile:
  • dicke Menschen machen kein Sport
  • dicke Menschen essen nur Scheiß
  • Fette Körper sind langfristig nicht gesund
Wer dem ein oder anderen Mädel jenseits der Größe 40 folgt, weiß, dass das alles Bullshit ist. Man kann in jeder Form und Größe sich kacke ernähren und man kann ebenso sich gut ernähren und gesund leben, aber eben keine Größe 34 tragen.
Und ob jemand sich mit Nikotin, Koffein oder Zucker vollstopft, ist doch letztendlich jedem selbst überlassen? Jeder ist doch Herr seines eigenen Körpers. 

Und es ist ja auch nicht so, dass dicke Menschen schreien: "Ja, ich ernähre mich total ungesund, Diabetes ist sooooo geil!". Warum jeder dick ist, ist doch individuell - jeder hat seine eigene Geschichte. Also vorm Beleidigen vielleicht mal fragen, wie es denn dazu kommt, dass dieser Mensch eben mehr oder weniger Körperfülle hat. Genauso wie einst in Hannover 2016, als ein kleiner Junge einen Rollstuhlfahrer fragte: "Hey, warum bist du im Rollstuhl? Hast du dir ein Bein gebrochen?" und der Mann ganz lieb und ausführlich antwortete. Die Szene hat mich zu Tränen gerührt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich öfters in meinem Leben mit Menschen gearbeitet habe, die durch ihre Umwelt behindert werden, weil sie einen Rollstuhl benötigen und ähnliches. Und auch Transgender kenne ich, sowohl die, die es ausleben als auch die, die es nur heimlich leben, weil ihre Familie oder andere Dinge sie daran hindern. Aber ich möchte in einer Welt leben, in der jeder er oder sie selbst sein darf. Egal, ob dick, dünn, Mann, Frau, groß, klein.

Besonders diesen Artikel und die dazugehörigen Leserbriefe sollte mal geben, wenn man sich aufregen möchte ..... Insbesondere bei dem Endsatz "Anstatt sich der feierlichen Inszenierung ihrer intimen Makel hinzugeben, sollten die Damen vielleicht die Einsicht zulassen, dass einem nie alle attraktiv finden." wollte ich einen dicken, fetten Strahl auf die Autorin dieses reißerischen und einseitigen Artikels kotzen. Man hätte ja mal Menschen der Bodyposititybewegung fragen können, aber das ist ja zu viel Arbeit für eine Kolumne?

Wofür Bodypositivity bei mir steht

es geht mir nicht um dick vs. dünn, böse Männer vs. arme unterdrückte Frauen oder sonst ein moderner Klassenkampf. Mir geht es darum, dass wir alle einfach mal nach Kants kategorischen Imperativ handeln und andere Menschen so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden.
Und ebenso uns selbst so behandeln, dass wir uns selbst gut tun. Das ist einfach geschrieben, aber in der heutigen Welt dauert dieser Weg oft Monate, Jahre, Jahrzehnte.
Wir alle müssen diesen Weg für uns gehen, da wäre es doch schön, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und inspirieren.

6 Kommentare:

  1. Ist deine Freundin dann noch schwimmen gegangen?

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  2. Das ist doch alles scheinheilig.... wer dick ist, sollte nicht stolz darauf sein und damit prahlen

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    1. Bitte lies doch noch einmal den Artikel in Ruhe drauf, denn das ist sicherlich nicht, worum es beim Grundgedanken von Body Positivity geht.

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  3. Ich finde es echt schwierig, weil ich dchon verstehedass viele diese typischen Vorurteile haben. Das lernen wir schließlich von klrinauf dass dicke keine Disziplin haben uns so

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  4. Ich hab mir auch den Artikel mal angetan und ganz ehrlich, die arme dürre Dame tut mir leid. ich hab auch ein paar andere Kolumne von ihr gelesen und anscheinend macht ihr alles angst, was nicht in ihre low carb weit passt. ist zumindest mein Eindruck. reflektiert ist anders und kurvige freuen als Nilpferde zu bezeichnen einfach daneben

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