Wir alle kennen das aus der Schulzeit: wir haben noch die ganzen Schulferien Zeit für ein Referat, natürlich, wir haben noch massig Zeit. Wir treffen uns mit Freunden, machen Ausflüge, fahren in den Urlaub. Und plötzlich der Schock! Wie konnte ich das bloß vergessen? Nun müssen wir hetzen, haben Stress und schlechte Laune. Weil wir immer wieder aufgeschoben haben, es vielleicht sogar komplett verdrängt haben.
Warum haben wir eigentlich keine Zeit mehr?
Ich vermisse die Zeit ohne die ganzen Ablenkungen der digitalen Welt. Ja, in meiner Kindheit und Jugend gab es maximal einen Game Boy Color oder Mp3 Player und da waren dann auch irgendwann die Batterien alle. Im Grunde genommen lief alles mit Batterien oder bei uns daheim mit Akkus. Wollte ich Pokemon Stadium mit meinen Freunden spielen, musste ich dazu erst einmal 5 Kilometer über das platte Land mit dem Fahrrad fahren, bis zu meinen anderen Freunden im übernächsten Dort waren es 9 Kilometer, ein anderer Kumpel vom Chor wohnte 8 Kilometer in die andere Richtung.
Natürlich hatten wir damals auch Ablenkungen und ich hatte ab dem Alter von 8 oder 9 auch supertolles Tiscaliinternet mit Router, der noch diese tollen Geräusche beim Einwählen machte. Aber wir hatten das Internet nicht immer bei uns, mussten nicht ständig Nachrichten oder Status checken. Wir hatten nicht Netflix und Prime mit immer neuen Serien zum Bingewatching, ich freute mich schon über die Tage, wo ich mal eine Folge Sailor Moon gucken konnte ohne dann mittendrin loszumüssen zum Chor oder zur Klavierstunde.
Wir sind nur Zuschauer im eigenen Leben
Ich glaube, ein großes Problem der heutigen Zeit ist all diese Passivität, die in unserem Alltag sich immer wieder breit macht. Wir scrollen, tippen, steigen und streicheln über unsere Displays, liebkosen unsere elektronischen Tore in unsere eigene Welt, aber so richtig aktiv sind wir dabei nicht. Auf den Display klicken und die nächste Serie beginnen? Natürlich geht das kinderleicht.
Was rede ich eigentlich?
In meiner Jugend war ich fürchterlich passiv. Ich liebte das Fernsehen, weil ich viel zu selten dazu kam und außerdem habe ich gerne die Anfangslieder der Animes mitgesungen, das sind schließlich echte Ohrwürmer ... "Leb deinen Traum, denn er wird war, geh deinen Weg, stelle dich der Gefahr ..." Wie seltsam, dass man das singt und dann nur Digimon schaut und nicht raus geht und die Welt verändert, oder?
In meiner Jugend kam irgendwann die Wende und ich habe es lieben gelernt, zu organisieren. Das sieht man bis heute. Mein Handy ist voller Notizen, mein Google Doc voller Memos an mich. Facebook nutze ich manchmal als Mülldeponie für Blogpostideen und über mein Bullenjournal müssen wir nicht reden, oder?
Mein Allheilmittel gegen Tage, an denen man faul ist
wenn ich mal wieder meinen Koffer umpacken muss oder wichtige Mails und Blogposts anstehen, dann gibt es erst einmal eine Liste. Es sollte eine schiffbare Liste sein und natürlich, es ist mein Weg und für mich funktioniert es. Vielleicht ist euer Weg ein anderer. Hey, ich habe euch im Blogposttitel nicht versprochen, dass ich euch beibringe, wie ihr den Arsch hochkriegt. Aber vielleicht ist dieser Blogpost ja ein Anfang einer Entwicklung. Bei mir war es damals mein Großvater, der mir in den Arsch getreten hat.
Diese seltsamen Angewohnheiten
Ja, ich habe davon schon gehört. Leute, die eine Hausarbeit schreiben sollen und dann anfangen, den Abwasch zu machen. Tja: Augen zu und durch. Ich mache mir einen Zeitplan mit Deadlines und Meilensteinen. Ich brauche die Deadlines, ich brauche den Druck. Sonst arbeite ich auch nicht. Und dann verabschiede ich mich einige Tage mehr oder weniger von meinem Leben. Ich gehe nur maximal 30 bis 60 Minuten online als Belohnung, wenn ich produktiv war. Habe ich mein Pensum nicht geschafft, gibt es auch kein Social Media. Vorher wird vorgebloggt, nach Möglichkeit nur 1x morgens Mails gecheckt. Und dann wird gearbeitet, am besten in Cafes oder der Unibib, WLAN und mobile Daten werden ausgestellt. Und was soll ich sagen, ich bin gut in dem? Ich habe es über Jahre perfektioniert, einfach, weil meine Lehrer in der Oberstufe sehr fordernd waren und ich damals eine kleine Streberin, die immer die Hausaufgaben brav gemacht und morgens im Zug den Mitschülern geholfen hat.
Die richtige Dosis Stress
Ich weiß nicht, wie andere das sehen, aber ich halte es für totalen Schwachsinn, bei wichtigen Projekten total chilly vanilly zu sein. Es gibt ja schließlich so etwas wie positiven Stress, eine freudige Anspannung, weil ich merke, dass zum Beispiel dieser Blogpost gleich zu Ende ist und einen schönen, runden Bogen hat. Nicht zu viel Wörter, nicht zu wenig. Ich möchte ihn möglichst schnell fertig schreiben, das nervt nicht, sondern ist eine angenehme Form von Motiviertheit.
Negativen Stress sollte man vermeiden. Es klingt so blöd und unmöglich: Aber mach doch einfach die Dinge, die dir Freude machen. Und wenn du merkst, dass dein Job, dein Hobby, deine Frenemies, also Freunde, die eigentlich immer nur an dir herumstochern, dir nicht gut tun, warum tust du dir das an? Es gibt so viele Möglichkeiten heutzutage, eine Möglichkeit zu finden, zufriedener zu sein. Teilzeitarbeiten oder Fortbildungen machen gerade viele Freunde und Bekannte von mir Oder sie arbeiten viel und hart und reisen dann. Das macht sie glücklich und lässt sie hart und fokussiert arbeiten statt ständig alles aufzuschieben und nicht fertig zu bekommen.
Was mich angeht: Mich hat damals eine Reihe unglücklicher Ereignisse im Privatleben dazu bewogen, ein schönes Leben in Göttingen zu verlassen und mich in unbekannte Welten zu begeben. Eine Stadt, die ich nicht kannte und ehrlich gesagt vorher auch nicht sonderlich mochte ... und dann bekam ich einen Ehemann, begann wieder mit Youtube, hab angefangen mit Urban Sketching und ein völlig neues Leben begonnen. Ich konnte endlich wieder reisen, habe wieder mehr fotografiert und ich bin glücklich. Und das ist doch die Hauptsache, oder?
Deswegen gehe ich jetzt vor dem nächsten Schauer noch eine Runde am Strand spazieren statt Netflix anzuschalten.
Photo by Erik Dungan on Unsplash |
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