Selection Buchreihe - Cinderella trifft Tribute von Panem

Wir kennen das ja bereits: Es gibt einen Roman, der unerwartet ein großer Erfolg wird und viele andere Romane werden durchgewunken, weil sie den Nerv der Zeit treffen oder auf Deutsch gesagt die Kassen der Verlage klingeln lassen. Wir hatten das mit Zauberhaften Dank Harry Potter, mit Vampiren Dank Twilight (auch wenn die Betsi Taylor Reihe irgendwie lustiger ist) und dann mit Dystopien durch Tribute von Panem.

Wenn man also recherchiert, dass Kiera Cass sich grundsätzlich als die Idee des Buches gedacht hatte, wie es wäre, wenn Aschenputtel gefragt worden wäre, ob sie überhaupt den Prinzen möchte oder doch nur eine unvergessliche Partynacht und danach in ihr gewohntes Leben zurückkehren wollte, so sollte man dies im Hinterkopf behalten.

Denn leider wirkt diese Buchreihe mehr oder weniger wie ein Unfall. Eigentlich will man gar nicht hinsehen und dann erwischt man sich doch beim Gaffen. Obwohl es unmoralisch ist. Im Falle dieser Buchreihe wirkt es schlichtweg so, als wäre die Grundidee eine sehr gute gewesen, die dann vielleicht aber vom Verlag in die Richtung "Lass uns etwas wie Tribute von Panem machen!" gedrängt wurde. Und damit begann die Katastrophe.

Ich muss gestehen, dass ich sehr froh war, dass ich dieses Buch nicht gelesen habe. Dank Onleihe habe ich die Bücher gehört, als ich krank war und muss gestehen, dass vielleicht auch die Sprecherin etwas zu der Monotonie beigetragen hat mit ihrem eintönigen Erzählstil. Aber vielleicht gibt auch einfach das Buch wirklich nicht mehr her. Kommen wir zum Spoilerfreien Inhalt, denn Spoiler wird es hier keine geben.

In einer nicht allzu fernen Zukunft und nach dem 4. Weltkrieg ist aus dem heutigen Amerika wieder eine Monarchie mit Kastengesellschaft geworden. Um aber die Bewohner irgendwie miteinzubeziehen, darf sich der Thronfolger des Staates Illeá eine Prinzessin aus dem Volk suchen - irgendwo ziemlich Illeá's Next Topprinzessin und dem Bachelor in der Royal Edition.
America Singer aus der Kaste 5 der Sänger und Künstler hat keinen Bock auf Prinz Mason, aber Mutter und selbst ihr heimlicher Freund aus der Kaste 6 Bedienstete überzeugen sie davon, sich zu bewerben, da es neben den Einzug in Palast für die letzten 35 auch bedeutet, dass sie finanzielle Zuwendung für ihre Familie bekommt, die in ihrer niedrigen Kaste gerade mal so satt wird.

An sich klingt der Plot ja von mir zusammen gefasst ja gar nicht so schlecht, aber leider ist das Buch alles im allen so gar nicht mitreißend. Da schafft es manch eine Fanfiction besser, den Leser zu fesseln. Neben dem wirklich sehr seichten Schreibstil, gegen den selbst 50 Shakes of Grey gediegen wirkt, sind es auch eben die Figuren und ihre Handlungen, die ziemlich eindimensional gezeichnet werden. Es fehlt hier irgendwie die Liebe zum schreiben, denn die Sprache der Bücher ist schlichtweg nicht ansprechend und taugt maximal für "Meine erste Lesefibel". 
Charaktere bleiben flach, entwickeln sich nicht. Mal wird ein Kleid oder Schmuckstück sehr gut beschrieben, aber es werden keine Bilder mit Worten gemalt. Man hört mal vielleicht am Anfang, wie in diesem oder jenem Moment ein Salon oder Saal eingerichtet ist, aber man weiß nun nicht durch die Autorin, ob das Schloss etwas Glanz von Versailles hat oder der Palast in einer einer alten Festung aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg ist. Man könnte natürlich zur Verteidigung sagen, dass jedem selbst überlassen ist, was er aus diesem Buch sich für ein Bild malt, aber allgemein werden eben auch die Personen und ihre Charaktere wenig bis gar nicht geschrieben. Alles bleibt das Stereotype, Schablonenhafte einer Vorabendserie. Mädchen muss sich zwischen zwei Typen unterscheiden - der eine ist superlieb, der andere Typ dunkel und aufregend. Es gibt die böse Zicke, die beste Freundin und so weiter.

Einst haben mich die Selektion-Bücher aufgrund ihrer Einbände mit den in Ballkleider gekleideten Mädels angelacht und vielleicht war das der Grund für den Hype: Viele Mädels wollen auch in einen Palast ziehen und schöne Kleider tragen, aber nicht gleich deswegen einen Prinzen heiraten. Anders kann ich mir nicht den Hype erklären, denn gefühlt spielen die Kleider hier die Hauptrolle, ihnen wird sehr viel mehr Beachtung geschenkt als so manchen Charakter, der beiläufig in einem Nebensatz hingerotzt wird.

Mir einem flachen Plot ließe sich ja leben. Aber Schreibstil und Charakterzeichnung tun ihr übriges, dass eben keinerlei Spannung aufkommt. An sich ist die Hauptcharakteren America recht sympathisch und auch im Laufe der Geschichte kann ich sagen, dass einige Wendungen (ganz spolierfrei!) recht nett sind, aber entweder kommen sie plötzlich und wirken unauthentisch oder sie sind komplett vorhersehbar. Zu America lässt sich keinerlei emotionale Bindung aufbauen, weil sie zwar aus der Ich-perspetive erzählt, aber vom Schreibstil es dann doch so klingt, als wäre ein neutraler Nachrichtensprecher da, der das Ganze von außen kommentiert. Keine Leidenschaft und Emotionen. Man spürt nicht ihre moralischen Zweifel oder ihre innere Zerrissenheit und das macht das Ganze fürchterlich fad, selbst, als .... nein, natürlich keine Spoiler.
Aspen kann ich komplett und überhaupt nicht nachvollziehen. Es gibt diese Romanze mit dem Ständeunterschied, das ist irgendwie süß. Doch allgemein ist er absolut nicht nachzuvollziehen, bereits zu Anfang des Buches.
Prinz Mason hingegen ist fad und langweilig und gleichzeitig undurchschaubar. Man versteht einfach nicht, warum er das tut, was er tut und im Verlauf der Buchreihe gibt es so einige WTF-Momente. Da kann ich euch leider nicht so viel verraten. 

Fazit:

Es hätte so gut sein können, aber das war es eben nicht. Durch flache Handlung schaffte es Selection auch bislang nicht, verfilmt zu werden ...


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