Heißt Minimalismus vegan leben?

Vegan - zwischen Trend und Ersatzreligion

Vegan? Das ist so ein Reizthema. Besonders, weil eben viele Menschen Veganer nicht als Menschen wahrnehmen, die einfach nur keine tierischen Produkte essen. Ich habe seit 2003 und schon als Vegetarierin immer wieder den Hass von Menschen zu spüren bekommen, wurde einmal an der Uni fast von einer Metzgertochter verprügelt - und alles, wiel man mich für "So eine" hielt.

Veganer, das ist für viele dieses fürchterliche Klischee von Menschen, die sich moralisch überlegen fühlen, für ihre "Ersatzreligion" bei jeder Gelegenheit missionieren und Schlachtbilder unter anderer Leute Essen bei Facebook posten möchten, die ihr Essen zeigen ...
Es ist klar, dass einige Menschen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Butter vom Brot nehmen lassen wollen von so einer verschworenen Gemeinde, die einige Nicht-Veganer sogar mit Sekten vergleichen. Aber ich finde es schade: Viele tolerante Veganer leiden unter den Vorurteilen.

Vegan oder einfach ernährungsbewusst?

Ich begann lange vor dem Vegantrend, vegan zu leben und damals gab es kaum etwas in den Läden außer etwas Rohtofu im Reformhaus - inzwischen kann ich fast alles fertig kaufen und das sehe ich wieder schwierig, denn auch ein Grund dafür, dass ich vegan lebe, ist, dass ich mich eben von verarbeiteten Lebensmitteln trennen möchte.

Mir wurde vor Kurzem der Rat gegeben: "Streiche das Vegan aus deinem Speiseplan und du wirst nicht mehr beleidigt." Ich weiß nicht, was ich davon halten sollte, das Wort "vegan" aus meinem Wortschatz zu streichen - denn ich bin ja nicht nur ernährungsbewusst, ich habe diverse Gründe, warum ich nichts Tierisches esse und für mich persönlich bedeutet vegan auch nichts Negatives. Das negative Bild ist in den Köpfen anderer Menschen und es ist dieses Schubladendenken und Voreingenommenheit, die ein Problem ist - nicht der Begriff vegan.

Minimalismus vs. Veganismus - ein Miteinander?

Minimalismus kann durchaus auch eine Ersatzreligion sein, jede Lebensweise kann das - ich kenne auch Anhänger der Low Carb Religion. Aber das Entspannende an Minimalismus ist, dass es eben nicht DIE EINE  WAHRHEIT gibt. Minimalismus ist für jeden eine andere Welt. Und so habe ich tatsächlich noch nie erlebt, dass ein Minimalist missionierte, er sagte höchstens: "Ich mache das und es ist für mich sehr befreiend - etwas, dass ich mir auch manches Mal von Veganern wünschen würde, denn genauso geht es mir... ich lebe vegan, weil es für mich minimalistischer ist, Kosten erheblich spart, meiner Gesundheit gut tut und ich glücklich bin. Und das genügt mir, ich muss nicht alle Welt zu Veganern machen und verbal auf sie einprügeln.

Daher kann die Frage im Blogposttitel nicht mit Ja oder nein beantwortet werden. Minimalismus ist, was du daraus machst. Folgende Standpunkte habe ich in letztern Zeit zu diesem Thema gehört:

  • Was ich esse, ist für mich nicht Teil des Minimalismus. Für mich geht es darum beim Minimalismus, dass ich mich von alten Ballast und Besitz trenne.
  • Zwangsläufig führt Minimalismus zu der Erkenntnis, dass man vegan lebt.
  • Minimalismus heißt für mich, mich von Unnötigen zu trennen - das kann auch in der Ernährung der Fall zu sein, muss aber nicht heißen, dass ich vegan lebe.
  • Ich lebe vegan/vegetarisch, aber nicht aufgrund von Minimalismus.
  • Fleisch wurde von Anbeginn gegessen, daher ist es auch für mich Minimalismus, Fleisch zu essen. Das kaufe ich dann regional und in Bioqualität statt vom Discounter.
  • Für mich heißt Minimalismus, dass ich den Kühlschrank nicht überfülle, nur, um dann Wegzuschmeißen - ich lehne aber jede Art von Ideologie beim Essen ab.
  • Für mich ist Minimalismus ein bewusster und reduzierte Konsum - dazu gehört auch, dass ich vegan und plastikfrei leben möchte.
  • Ich finde Veganer nerven mit ihrem Gehabe und dass es nichts mit Minimalismus zu tun hat und auch nicht im Rahmen von Minimalismus überhaupt angesprochen werden sollte.
  • Bei der Frage "brauche ich da wirklich?" kommt man irgendwann zu dem Punkt, ob man Fleisch wirklich braucht - jeder wird das für sich anders beantworten. Und das finde ich okay.


Heißt für euch Minimalismus vegan? Oder natürlich, Naturkost? Oder ist das für euch gar nicht etwas, dass in diesen Lebensbereich fällt? Weil für euch sich Minimalismus anders definiert? Ich bin Veganerin aus diversen Gründen, ursprünglich keine ethischen - die kamen mit der Zeit hinzu. Aber ich bin keine von diesen Pöbel-Veganern, die unter jedes Nicht-Veganes Bild versuchen, zu missionieren. Viele unverpackt-Produkte oder less waste Produkte sind nicht vegan, z.b. Zahnseide oder Deo mit Bienenwachs. Das ist das erste Problem, daher gehe ich mehr dazu über, selbst Sachen wie Deo zu machen. Das andere Problem ist, dass ich auch anderen Menschen meinen Lebensstil nicht aufzwingen möchte ... (Ihr wollt nicht wissen, aus wie vielen veganen Facebook Gruppen ich geflogen bin, nur weil ich gewagt habe zu sagen, dass ich andere Menschen akzeptiere, die nicht vegan möchten) Ich sehe es durchaus kritisch, dass es besonders in der veganen Community eben viele Hardliner gibt, die Sprüche ablassen wie "du grillst Fleisch!? Dich sollte man grillen?" Daher Frage ich mich, wie euer Standpunkt ist und eben für euch Veganer Konsum im Vordergrund steht oder eher, natürliche Ressourcen zu nutzen und sich Dinge wie Wolle nicht zu verbieten. Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten.

Photo by Jannis Brandt on Unsplash

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