Die Sache mit der Werbung

Manchmal, da steht man da, blickt zurück und überdenkt alles. Mir geht es momentan zumindest so. Denn ich habe vor Jahren, 2008/2009 mit dem Beautybloggen angefangen und damals kommt mir vor wie eine Ewigkeit her. Die Community war klein, Schminkherds zwischen Highen und Drogerie, Tierethik und auf der Suche nach coolen Marken im Ausland.
Es gab eine übersichtliche Zahl an Onlineshops, wir kannten die Shopbesitzerinnen alle mit Namen und waren mit ihnen auf Facebook befreundet und man traf sich auch mal mit 20 Bloggern in Hannover und redete über Gott und die Welt.

Dann kamen die ersten Skandale, aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Einige hatten Gratissachen bekommen und es nicht markiert. Einige Blogger erstellten daraufhin Labels für ihr Blogpostende, selbst gekauft und gesponsert. Ich brauchte dies nicht, ich hatte es immer erwähnt direkt, wenn ich etwas zugeschickt bekommen habe. Dann gab es einen weiteren Skandal, User hatten Geld und ein Skript bekommen, sollten halbgeskripteten Content machen.

Aus heutiger Sicht fragt ihr euch sicher: "Na und?"

Torii (Japanese é³¥ å±…) are called the entrance gates to Shinto shrines. They are often painted vermilion.


Ja, heute ist das alles selbstverständlich.

Ich wurde kürzlich auf Instagram darauf hingewiesen, dass meine Markierung Bullshit sei. Ja, sie schrieb Bullshit, das war der genaue Wortlaut. Nach 2017 und einer deutschen Abmahnwelle sind die Leute eben verunsichert und das macht die Sache noch schlimmer.
Leute schreiben "Werbung durch Markennennung" oder "Unbezahlte Werbung", wenn sie selbst gekaufte Sachen zeigen. Andere schreiben "Unbezahlte Werbung" und zeigen aber gesponserte Produkte oder schreiben "Anzeige" oder "Werbung" und weiß nicht - ist es bezahlte Werbung oder ist es einfach nur ein Sponsoring?

Ich mach da nicht mehr mit.

Offen und ehrlich muss ich gestehen, dass diese ganze Diskussion mich ankotzt. Ich möchte mit Schreiben mein Geld verdienen, das ist mein großer Traum. Natürlich, früher war Beauty und Produkte in die Kamera halten ein großer Bestandteil meines Internet-Ichs. Aber die Leute, die mir heute auf Instagram folgen, tun das nicht, weil ich irgendwelche Sachen in die Kamera halten. Sie gucken mir zu, weil ich viel unterwegs bin, crazy Kram erlebe und andere Menschen treffe, über meine Gefühle spreche. Und daher nehme ich mir eine Auszeit von dem ganzen materiellen Mist. Ich habe mir zwar noch ein bisschen Schminke kürzlich gekauftt, aber ich werde sie nicht zeigen. Warum sollte ich werben? Wenn mich jemand fragt: "Welchen Lidschatten hast du genutzt?" werde ich das natürlich weiter beantworten. Aber andererseits habe ich selbst die Nase voll von diesem Konsumverhalten. Es ist, als würde man ein Loch mit all dem Zeug stopfen wollen. Und seitdem ich für den anstehenden Umzug ausmiste, merke ich, wie unglücklich es mich macht, viel Kram zu haben, den ich nicht nutze. Deswegen schmeiße ich ihn weg oder verschenke ihn. Ich möchte mich mit Menschen und Dingen umgeben, die ich liebe, die toll duften und die mich glücklich machen. Ich habe mir eine Gesichtscreme mit einem tollen Duft gekauft. Sie war nicht günstig, aber sie macht mich glücklich und ich werde sie aufbrauchen. Und das soll man doch.

Heute bin ich eine andere Bettina.

Und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie es mit Youtube weitergeht. Das bereitet mir ein bisschen schlaflose Nächte. Momentan läuft bei Youtube einiges verkehrt, vielleicht, weil Mainstream Youtube Deutschland nie so richtig eine eigene Identität gefunden hat. Allerdings gibt es auch positive Beispiele wie bei Funk. Meine Überlegung ist, dass ich Herzensprojekte mache und dann mit Filmmenschen zusammenarbeite wie bei meinen Beitrag zu den NYX Face Awards. Diese Videos kosten Geld und Zeit, daher wird es nicht oft Videos geben. Aber ich mach lieber wenige Sachen, die direkt von Herzen kommen, als euch mit Daily Vlogs zuzustimmen, die kein Mensch sehen will. Seien wir ehrlich, dafür gibt es InstaStorys.

Werbung und Social Media
Es ist eigentlich krass, wenn man so durch Instagram scrollt und permanent mit Marken zugeballert wird. Ich habe das starke Bedürfnis nur Sachen zu zeigen, die ich liebe. Und da kann man dann auch Kooperationen machen. Noch weiß ich nicht, wo meine Reise hingeht, aber ich mag es nicht mehr, ständig Produkte zu zeigen und daher traue ich mich einfach mal, aus diesem Schema auszubrechen. Auch, wenn die Followerzahlen sinken. Whatever. Follower sind nicht alles. Wichtig ist in meinem Leben, dass ich glücklich und zufrieden bin. Und da spielt für mich mein Internet-Ich keine Rolle. Die erzählt euch Geschichten, teilt Sachen und Erlebnisse mit euch und dann macht sie ihr Handy aus und lebt ihr Leben.

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