Party am Wochenende ... nö, ohne mich! Teil 1

Nun ja, man könnte sagen, ich sei langweilig und verklemmt. Aber das bin ich nicht. Feiern kann ich und hart gefeiert habe ich auch. Aber höre ich nun in Jonas aktuellen Wohnung bei den Nachbarn am Wochenende die Korken knallen, kommt mir das kalte Grausen.

Party in der frühen Jugend

Ich war ja immer schon ein wenig anti, meine Jugend hat mich quasi dazu gezwungen. In der Realschule war ich 2 Jahre jünger als die meisten in meiner Klasse, viele Sitzenbleiber eben und während ich 13 war, haben die eben schon ordentlich Party gemacht und rumgebumst. Das klingt jetzt zu krass, um wahr zu sein und vielleicht war es einfach nur mein damaliger Freundeskreis, der so frühreif agierte oder eben meine Klasse und mein sonstiges Umfeld. Aber als ich mit 16 Jahren noch immer Jungfrau war, hörte ich immer auf Parties: "Wow, das ist so gut, dass du noch wartest. Ich habe meine Jungfräulichkeit auf irgendeiner Party/einem Busch hinter der Disco etc verloren." Mein erstes Mal war dann auch eher so mittelprächtig und ehrlich gesagt so unspektakulär, dass ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so recht daran im Detail erinnern kann.

Aber für mich hatte das mit 13 etwas Gutes, nicht mit dem Strom zu schwimmen und auf diese "Meine Eltern sind verreist Parties" zu gehen. Was fanden meine Klassenkameraden daran so spannend und toll, dass eine besoffen im Elternschlafzimmer ihre Hintertürjungfräulichkeit verlor, irgendwer irgendwo hinkotzte, der Gastgeber Ärger bekam, weil die Rosen voller Kotze waren oder ein Klassenkamerad besoffen beim Pinkeln auf die Badewanne fiel und mit mehreren Stichen genäht werden musste.

Meine beste Freundin (bis heute!) ist drei Jahre älter als ich. Ich ging mit ihrem kleinen Bruder gemeinsam zur Krabbelgruppe und natürlich, durch sie konnte ich schon sehr jung auf Parties "für die Großen", ich konnte auch unter der Woche mich mit Freunden abends treffen und trank ab und an was, aber eben nur in Maßen. Diese ganze Prellwelt fand ich nur obskur. Was ist so amüsant daran, wenn man billigen Fuselschnaps trinkt, kotzt und dann weitertrinkt? Oder was ist daran so toll, wenn man als 13jährige einen Freund hat, der gar 20 oder 30 ist. Ieeeeh, dachte ich mir als 13jährige. 

Ohnehin war mein Dorf besonders, denn wir hatten ein Internat, wo sich einige Jungs rumtrieben, die Blockunterricht an der örtlichen Berufsschule hatten. Diese Typen im normalen Ausbildungsalter hatten oft daheim eine Freundin, aber stoßen sich hier die Hörner ab. Allgemein hieß es: "Wenn du deine Jungfräulichkeit verlieren willst, geh zu den Steinis." Und wenn man das nicht tat, konnte es einiges an Ärger geben. Eine damalige Freundin von mir hatte ihre Mutter belogen, sie würde bei mir übernachten. Nur blöderweise hatte sie mich nicht eingeweiht. Und auch nicht die zweite Alibifreundin. Ihrem damaligen Freund, der 18 war, hatte sie erzählt, sie wäre 16 Jahre alt, aber sie war erst 13. Es endete damit, dass ihre Mutter vor der Haustür des armen Freundes stand mit dem Kinderausweis ihrer Tochter in der Hand, kurz, nachdem sie ihm einen geblasen hatte und das stolz an alle ihre Freunde per SMS mitgeteilt hatte.

Bei dieser Partykultur kann man verstehen, dass ich erst später etwas aufblühte.

Party mit 16

Mit 16 war ich weg von meiner fürchterlichen Realschule, mit den meisten Mädels hatte ich nichts mehr zu tun und nun ging ich auch mal auf größere Parties als Shellys Bar, unsere Tanke im Dorf oder eben kleinere Runden im Freundeskreis. Zeltfeten und Hallenparties waren schon sehr anders und ein kleines Abenteuer, aber eben auch nicht so spannend, dass ich das jedes Wochenende brauchte. Ich bekam nur 40 Euro Taschengeld im Urlaub und wollte nicht extra jobben, um mir das Saufen zu finanzieren. So erstenswert waren Cola Korn Säulen, klebrige Böden, Scherben oder Plastikbecher überall und das Recht, mit Selbstverständlichkeit bei den Herren pinkeln zu gehen nun auch nicht.

Party als Fahrerin

Im Nachhinein denkt man ja immer: "Wie konnte ich bitte so bescheuert sein?" Nun ja, aber damals war man verliebt, warum auch immer. Meine erste Beziehung ging gleich 7 Jahre und die ersten 3 1/2 Jahre sahen wir uns quasi jedes Wochenende. Mein damaliger Freund liebte Party, allerdings komme ich aus dem Elbe Weser Dreieck. Das heißt: Immer schön auf der Suche nach Fahrern. Damals vor meinem ersten Freund ging ich mit meiner besten Freundin Party machen. Manchmal fuhr sie, manchmal ihre Mutter. Aber dann zog meine BFF nach Hamburg und kaum hatte ich einen Führerschein, war ich das Fahrmädel. Das ist echt ein Scheißjob. Ich meine, mitsaufen muss ich nicht, mein Verhältnis zu Alkohol war ohnehin immer sehr ambivalent. Aber alkoholfreie Cocktails spendiert zu bekommen, blöde Unterhaltungen zu führen mit Leuten, die langsam dichter werden und so tolle Themen wie "Traktoren" toll finden und dann zum krönenden Abschluss meinen damaligen Freund suchen, der eben nur auf die Toilette ging und dann zwei Stunden verschwunden war ... damals kam ich dann sicher rüber wie eine hysterische Bestie, aber er war halt auch ein ganz schöner Arsch. Ich durfte fahren. Amüsieren? Fehlanzeige. Man kann sich vorstellen, dass ich dann, als ich nach dem Abi nach Göttingen zog und mein Freund immer weiter die Masche PARTY! PARTY! (und du fährst!) weitermachen wollte, ich immer seltener und seltener die 6 Stunden Zugfahrt auf mich nahm, nur, um sein Taxi zu spielen. 

Aber damals war ich noch nicht ganz für das Thema Party verloren, ich lernte eine Art Party noch kennen und lieben ...


Photo by Adam Whitlock on Unsplash

2 Kommentare:

  1. Ich finde es echt gut, das von die zu lesen. Ich kenn das selbst und habe immer angst, mich damit unbeliebt zu machen

    lg Mina von Insta

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  2. Haha, ich muss auch immer fahren������

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